Karin Steinbach
Karin Steinbach Tarnutzer: Aufgewachsen bei München und von dort aus die Leidenschaft für die Berge entdeckt. Schon als Kind eine Leseratte, was – nach einem Umweg über eine Verlagslehre – zu einem Studienabschluss in Literatur- und Journalismus führte. In 15 Verlagsjahren in München und Zürich als Lektorin und Lektoratsleiterin mit zahlreichen Alpinisten und Bergbuchautoren zusammengearbeitet. Dann die Schreibtischseite gewechselt: seit 2006 freie Journalistin zum Thema Berge und Natur, für Magazine, einige Jahre auch für die NZZ, bis heute für die Schweizer Ausgabe der GEO. Dazwischen entstehen Bücher: Biografien von Bergsteigerinnen, als Co-Autorin drei Bücher mit Ueli Steck sowie «Erste am Seil», eine Geschichte des Frauenbergsteigens. Als leidenschaftliche Alpinistin und Kletterin noch immer viel in den Schweizer Bergen unterwegs. Und als Wanderin: siehe «Schauplatz Alpen».
Welche drei der oben genannten Tätigkeiten zeichnen Sie aus?
Zuhören: Das A und O, um Texte mit Substanz zu schreiben.
Eindicken: Ich bin Weltmeisterin darin, Material für Reportagen zu sammeln. Dann folgt die schwierigere Arbeit, das Eindampfen auf die eigentliche Geschichte.
Lüften: Fragen Sie meinen Mann – ich bin dafür berüchtigt, ständig die Fenster aufzureissen. Am liebsten lüfte ich mich aber selbst aus, im Tiefschnee, in einer Felswand oder auf einem hohen Gipfel.
Seil oder Pickel?
Seil. Es gibt kaum etwas Schöneres, als leichtfüssig eine Felswand hinaufzuturnen, wenn der Schwierigkeitsgrad, das Wetter und der Seilpartner stimmen.
Ihre Lieblingsblume?
Edelraute? Seidelbast? Kohlröschen? Frisch geöffnete Zitronenblüten? – Ich bin ein Nasenmensch! Aber natürlich ist das Edelweiss auch ganz wunderbar, trotz Kitschverdacht, zum Beispiel auf der Seenplatte der Lais da Rims, südöstlich des Piz Lischana.
Was schätzen Sie bei anderen?
Wenn sie nicht nur von sich selbst reden, sondern sich auch für andere interessieren.
Wofür stehen Sie mitten in der Nacht auf?
Für eine Hochtour um 2 oder 3 Uhr nachts aufzustehen hat mir noch nie etwas ausgemacht. In der Dunkelheit loszugehen wirft einen auf spezielle Weise auf sich selbst zurück. Umso schöner ist es dann, mitzuerleben, wie der Tag erwacht.
Was sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen?
Sommersprossen. 57 Jahre gelebtes Leben, mit viel Höhensonne. Mehr Lach- als Sorgenfalten.
Eine Erfindung, ohne die Sie nicht mehr leben könnten?
Die Bialetti. Wir besitzen sechs: drei zu Hause in St. Gallen, drei auf unserem Maiensäss im Bündnerland (knapp nicht mehr im Unterengadin), jeweils in verschiedenen Grössen. Auf Reisen nehme ich manchmal eine mit.
Was war Ihre beste Entscheidung?
Meinen Mann zu heiraten und zu ihm in die Schweiz zu ziehen, vor mittlerweile 23 Jahren.
Wen bewundern Sie am meisten? Wofür?
Im Moment bewundere ich die ukrainischen Geflüchteten in meiner Klettergruppe, die trotz der Kriegsgräuel ihr Leben in die Hand nehmen – und manchmal, wenn es gut läuft, mit uns lachen.
Welches Buch müssen wir aktuell lesen?
Immer noch oder noch einmal: «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch» von Usama Al Shahmani
Schauplatz Alpen
Reportagen aus den Schweizer Bergen - mit 45 Wanderungen
Karin Steinbach Tarnutzer
264 Seiten, Gebunden
mit zahlreichen Fotografien
AT Verlag
Fr. 46.00
ISBN 978-3-03902-185-7